[2009-02-01] 
 

Natürlich bin ich ordinär...


Natürlich bin ich ordinär, mein Herr
Und so vulgär,
dass selbst die Klöten von  Ihr’m Hund
vor Scham erröten.
Aus meinem Mund fall’n so Begriffe
dass Sie nervöses Hüsteln unterdrücken
müssen und ihren Schlips verlegen gerade rücken.

Sie sind ein Ehrenmann. Ich sollt’ es
wissen. Ein Typ, der Form- und Kniggelike
so tut, als ob das Leben auf gerader Linie fährt
und Kurven nur für meinesgleichen gelten,  
den Sumpfgestalten, die sich nicht an Regeln halten.

Die Tröpfchen aus Entsetzen benetzen Ihre Stirn  
denn Ihr Gehirn gerät in Wallung. Es schwitzt,  
obwohl es fest verankert hinter selbst erstellten Mauern sitzt.

Mein Herr, in meiner Stallung darf noch jeder fluchen
und huren und Sie Kacker heißen, denn solche
Menschen denken nicht daran, die andren um des
schnöden Mammons und schöner Worte willen zu bescheißen.

Sie sind die underdogs wie ich. Uns eint ein Band der
Ehrlichkeit, die [I]Ihnen[/I] schon im Mutterleib abhanden kam
und unsre Scham entsteht aus tiefen Quellen.

Ok. Wir wollen mit den wilden Hunden bellen,
doch Wahrheit ist das Konzentrat, mit dem
wir unser lautes Leben führen,
derweil Sie leis mit Ihrer Konfirmanden-Ehre
wedeln und darauf hoffen, dass feine Wörter Mensch
und Welt veredeln.

Ich sag’ es offen:
Ihr Dasein führt bei mir zu Qualen. Ich möchte schreien,
um den schalen Eindruck wegzuwaschen, den Sie aus  
laschen Phrasen formulieren, um so zu tun, als würden Sie
der Menschen Seelenheil gerieren.
In Wirklichkeit sind Sie ein Nichts. Ein Hundsfott.
Ein gemeiner Geist, der dreist aus abgestand’ner
Werteküche ein Süppchen kocht. Im Silberpott serviert.
Garniert mit feinen Sprüchen aus Selbstgerechtigkeit
und vornehm-edler Liebedienerei, mit der Sie nach Belieben
protzen. Bevor ich spei’, kann ich’s mir nicht verkneifen,
ein Liedlein drauf zu pfeifen, das ich und meinesgleichen
nur allzu gern zum Klingen bringen:
Mein Herr, Sie sind zum Kotzen!