[2008-06-29] 
 

Kläranlage


Hach, wie meine Seele uriniert
und ein nasser Faden sich aus meiner Nase schlenzt
wenn das Wasser in Kaskaden flatulenzt.
                                  (Ach, zieh Leine!)
Im Gewühl der Tränen verliert sich
wärmendes Gefühl.
Mir gefriert die Nässe auf der Haut
zur kühlen Blässe einer Urnenvase.  
                                   (Geh woanders turnen!)
Was bleibt, sind Szenen.
Laut.
Lärmendes Gezeter.
Später auch Entsetzen, das beschreibt,
wie Totenfetzen durch die Räume irren
und Träume, statt zu schäumen, klirren.
                                   (Ich habe dich so satt!)
Säle, voll mit benetzten Liebesbitten,
setzen Schimmel an, blau,
und verrotten mit gestelzten Riesenschritten
vor meinem Augenhimmel.
                                   (Hau endlich ab!)
Gesang in Moll.
Mottenzerfressener Klang.
Der letzte Ton verpieselt sich auf einer
Leiter ohne Sprossen und rieselt
im Siphon des Possenspiels
ungeklärt davon.
Ich sehe die Eiterblase
wie sie zischt und sich mit Jauche mischt.
Die Täter fliehen als Gase, die nichts taugen.  
                                   (Die Triebesboten ziehen weiter.)

Still.
Aus Wiesen jubiliert ein Duft.
Kredenzt ein Lichtkonzert aus unsichtbaren Chören.
Liederflaum. Schaumversetzter Feenhauch.
Reine Luft bekränzt mein Sehnen.
Vergessener Tränenwert.
Ich tauche ein in einen klaren Tag.
Ich will und mag und werde wieder hören.







Anm.: Der Text gehört für mich zur experimentellen Gattung, da ich zurzeit mit einem neuen Reimformat experimentiere.
Das Gedicht kann auch ohne den Teil ab "Still..."  gelesen werden.